Schweden ist nicht nur Bullerbü, liebe Leser:innen. Schweden besteht nicht nur aus süßen rotgestrichenen Holzhäusern, nein, manchmal sieht es hier aus wie im ehemaligen Ostblock. In diesem Blogartikel heißt es: Bye Bye Bullerbü und Bonjour Tristesse! Heute erkunden wir Stockholms hässliche Seiten!
Viele von Stockholms Bausünden entstanden in den 60er und 70er-Jahren. Zu dieser Zeit grassierte in Schweden ein Virus namens rivningshysteri (Abrisshysterie). Alte Gebäude wurden abgerissen und durch klumpige Betonbauten ersetzt. Oft wirkt das Resultat so, als ob sowjetische Agenten die schwedische Städteplanung infiltriert hätten.
Hier einige Beispiele:
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SVT-Gebäude, Oxenstiernsgatan 26, Östermalm
Wenn ich mir dieses Gebäude des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders SVT (Sveriges Television) anschaue, frage ich mich, ob es in Schweden eigentlich schon Farbfernsehen gibt oder ob in Grautönen gesendet wird. Das Bauwerk wurde 1973 fertiggestellt und dient als Bürogebäude.
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Svenska Filminstitutet, Borgvägen 1, Östermalm
Das Gebäude des schwedischen Filminstitutes wurde 1971 bezogen und ist ein Vertreter eines Stils namens Brutalismus. Selbstverständlich haben Sie sicher sogleich bemerkt, dass das Bauwerk an eine Kamera erinnern soll. Der Grundgedanke scheint zu sein: Bei einer Kamera zählt nicht das Äußere, sondern das, was sie aufnimmt.
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Arkitekturhögskolan, Danderydsplan, Östermalm
Ein weiterer brutalistischer Betonklotz, gebaut Ende der 60er Jahre. Zuvor befand sich hier ein Gefängnis, das aussah wie ein Schloss. Es wurde ausgetauscht gegen eine Architekturschule, die aussieht wie ein Gefängnis. Die Schule ist inzwischen an einen anderen Ort gezogen, das verbleibende Gebäude soll in Zukunft als „kreative Begegnungsstätte“ dienen. Mein Vorschlag wäre, das Innere als Geisterbahn zu nutzen und das Äußere Graffitisprayer:innen zu überlassen.
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Sergels torg, Norrmalm
Sergels torg ist ein grauer Platz mitten in Stockholm, angelegt in den 60er Jahren. Da es an Grün mangelt, können Sie sich auch im Sommer gut vorstellen, wie es hier im Winter ausschaut.
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Hagalundsgatan, Solna
Eine Plattenbaustraße anno 1973. Hier sieht es aus wie in Berlin-Marzahn. Ich erwarte jeden Augenblick, dass Erich Honecker um die Ecke biegt.
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Mehr davon?
Wenn Stockholms hässliche Seiten Sie verzaubert haben und Sie Lust bekommen haben auf mehr, so empfehle ich Ihnen die Webseite von Arkitekturupproret. Dort finden Sie weitere Beispiele für radikale Stadtumformungen, inklusive Vorher-Nachher-Bildern und Vorschlägen wie die Bauten verbessert werden könnten. Der Text ist auf Schwedisch, aber die Fotos sprechen für sich.
Lieber was anderes?
Wenn Sie Stockholms hässliche Seiten nicht weiter erkunden möchten und sich stattdessen nach den schönen Seiten der Stadt sehnen, so können Sie gern an einer meiner Stadtführungen teilnehmen.